Wertes Auditorium!
Zunächst Dank an die vielen Mitstreiter. Ein zwar nicht angekündigter, aber doch nun notwendig gewordener Einschub. Nicht anders erwartet: Gerade heute an diesem trüben Nachmittag erreicht mich noch rechtzeitig für die Eröffnung ein himmlisches Telegramm von C. G. Heise. Ich lese es Ihnen vor: „ Chere Amie, (wahrscheinlich hat er gesehen wie gestern eine französische Delegation engagiert in Sachen Kunst durch seinen Ausstellungspavillon ging), weiter geht es in Deutsch, quel bonheur! Sie sollten gewiß sein, dass ich an Ihrer Seite bin und sie in allen ihren Bemühungen von hier aus unterstütze. Die Luftballons, die sie losließen, kommen stets zu meiner Freude und Abwechslung hier an. Kunst ist frei und sie befreit vom Teufel der Bequemlichkeit und des faulen Friedens. So gewiß wie das Amen in der Kirche ist, so reißt sie sich los, wenn die Bindung und Fessel zu eng wird und sucht ihren Kunstraum, um zu atmen.
„Kunst ist die höchste Form der Hoffnung,“sagte der von Ihnen ausgewählte Künstler Richter. Gern verweile ich vor dem Bild im Pavillon, für mich gibt es keine hemmenden Sicherheitsanlagen mehr, welch Glück! So spüre ich die distanzierte Eleganz und malerische Strenge und doch auch ein volles romantisches Aufblühen in Bewegtheit, ein Bild, ein Augenerlebnis. Wenn ich auf meinen Ausflügen und Kunstreisen im Bonner Kunstmuseum an den vielen Bildern von Gerhard Richter vorbeiflaniere, verstehe ich Sie so ganz in Ihrem Bemühen, Aber ich kenne meine Lübecker und Lübeckerinnen! Auch das Betteln und Bitten für gemeinnützige Zwecke muß gelernt sein. Ich weiß , wovon ich schreibe. Aber es passiert in dieser Stadt doch, dass man bald einen kleinen Kreis rühriger, fortschrittlich gesinnter und finanzkräftiger Männer (Originalton: Heise) hinter sich hat. – Sie versuchen da einen etwas ungewöhnlichen Weg, aber ich lerne gern, bin gespannt und was noch in meiner Möglichkeit ist, tue ich für die gute Sache. Auch wenn meine ärgsten Feinde immer noch frohlocken, die alles als Überspannung verurteilen, was mir als notwendiger Anspannung zur Erreichung eines für Lübeck notwendigen überdurchschnittlichen geistigen Niveaus erscheint. Ich bin von ganzem Herzen d’accord mit Ihnen. Mein Papier geht zu Ende: Glückwunsch schon zur Initiative „ Mehr Raum für Kunst“. Ich hoffe beim Treffen am 24. Juni 11 Uhr im Pavilllon dabei zu sein. Der zweite Schritt: ein Förderverein für Kunst sollte Geschehen. Einen Schirmherrn besonderer Art im Regenbogenformat und – farben haben Sie mit mir. Ansonsten schicken Sie mir, wie gehabt, jede Nachricht an meine alte Adresse in der Petrusgasse. Noch… meine helle Freude über die Entwürfe für einen Kunsthalle zu Lübeck der Studierenden der Fachhochschule Lübeck. Mit fehlt nur ein Entwurf in Pavillon- Architektur durch die Bürgergärten- oder was ist mit dem Schrangen? Aber, was nicht ist, kann ja noch kommen….Sie sehen, ich bin informiert. Dank an T.M. Dame – er ist ja auch Mitglied in der Initiative – für die excellente Arbeit über den Ausstellungspavillon, über den vorzüglichen Bräck, den geachteten Mahlau und meine Person. Ich wünsche der Ausstellung ein gutes Gelingen!
P.S: Das für die Eröffnung gedachte Päckchen mit Jubelkugeln aus Marzipan, meine Erfindung zum 700-jährigen Jubiläum der Stadt, haben die Engel leider verschlampt rechtzeitig auf die Post zu bringen. Pardon!
Ihr Carl Georg Heise