Wechselnde Geschwindigkeiten

Stefan Becker – Andreas Schmidt

Wechselnde Geschwindigkeiten

Ausstellung vom 1. Februar bis 15. März 1998 in der Overbeck-Gesellschaft Lübeck

Herausgeber: Overbeck-Gesellschaft Lübeck

Einführung von Roswitha Siewert

Kunst als Interpretation des Ortes ist für die Ausstellungsreihe ’98 das Signal. Sie feiert damit auch die 80-jährige Ausstellungstätigkeit der Overbeck-Gesellschaft. Die Prämisse aus der Gründungsphase Ausstellungen zu zeigen “ … die nicht bescheiden nehmen, was sich gerade bietet, die vielmehr sich um das Beste bemühen, was aus dem Kunstgut unserer Zeit für uns erreichbar ist…“ (Karl Schaefer, 1918) ist auch noch heute Ansporn und Ziel. Nach anfäng­lichem Nomadentum, führte der Bau des Pavillons durch den Lübecker Architekten Wilhelm Bräck 1930 zur noblen Sesshaftigkeit der Kunst im Behnhausgarten. Das Ausstellungshaus, Lübecks heimliche Kunsthalle, ist zwar in die Jahre gekommen, bietet aber immer noch geeignete Räume – wie Experimentiertische – für die Gegenwartskunst an. Sie will ein Ort für extreme Positionen der Kunst von heute sein. Als ein Festort aus farbigen Lichträumen mit Konstruktionen aus Schnüren und Stahlseilen erscheint der Ausstel­lungspavillon zur Zeit. Stefan Becker und Andreas Schmid haben sich vom Ort und der Architektur inspirieren und leiten lassen. Beide kommen von der Malerei und sie kennen sich seit dem gemeinsamen Studium in Stuttgart. Zum ersten Mal haben sie eine Dialogausstellung in Odense in den Kunsthallen Brandts Klaedefabrik 1996 durchgeführt. In Lübeck ist es nun ein Verschränken ihrer beiden Positionen in Bezug auf die Räume.

„Wechselnde Geschwindigkeiten“: was wechselt und wie wird gewechselt?

Der Besucher muss seinen Blick für die feinen Nuancen schärfen und er sollte bereit sein, sich überraschenden Farberlebnissen hinzugeben.

Das gilt für die Außen- als auch für die Innenansicht. In einem ästhetischen Kräfteparallelo­gramm aus Licht und Farbe (Becker) und aus Raum und Linie (Schmid) wird die Wahrnehmung neu definiert.

Als Visualisierung der Farbtheorien von Goethe bis Itten wird hier Farbe zum Erlebnisraum.

Jeder Raum stellt sich dem Betrachter in einem anderen farbigen Licht dar, verändert sich ständig und somit auch die emotionalen Stimmungen.

Dank ist angesagt für diese Aus­stellung vor allem an die beiden Künstler Stefan Becker und Andreas Schmid, die sich intensiv mit den Räumen auseinandersetzten. Dank auch an die Besucher für ihre vielen positiven Reaktionen. Dank an die Firma Max Schön, Lübeck für die Bereitstellung der Armiereisen, der Papier Union, Hamburg und Druckerei Ackermann, Lübeck für ihre Unterstützung. Ganz herzlich danken wir auch Sabine Dorothee Lehner für ihren Text und zuletzt den Mitarbeitern und Mitgliedern der Overbeck-Gesellschaft für ihre immerwährende Hilfe.

Dr. Roswitha Siewert, künstlerische Leiterin der Overbeck-Gesellschaft